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Die letzten Tage in Island


Ich lies mir Zeit bevor ich gegen Mittag von dem Zeltplatz beim Godafoss losfuhr. Ich unterhielt mich noch eine ganze Weile mit Jürgen. Er war wie ich auch ein Radreisender und kam mit der Fähre von Dänemark bis hier her (Du kannst stolz auf dich sein den Pass von Seydisfjördur hinauf gefahren zu sein!!). Zu letzt nachdem ich den aktuellsten Bericht auf die Homepage gestellt hatte unterhielt ich mich noch eine ganze Weile mit der Betreiberin des Zeltplatz und Restaurants. Seit drei Jahren führte sie das schöne Anwesen. Als ich mich in der Küche etwas genauer umsah, vielen mir all die kleinen Zettel auf, die überall angebracht waren. Da stand Ofen, Fenster, Backofen und so weiter. Die Zettel hat eine Saisonarbeiterin aus Deutschland geschrieben. Die Besitzerin sprach einige Worte deutsch. Sie erzählte dass sie in der Schule vor einigen Jahren zwischen deutsch oder französisch wählen konnte. Sie entschied sich wie viele anderen auch für Deutsch. Ich fand die vergleiche schön, als sie mir erklärte und auch davon sprach wie ähnlich die beiden Sprachen manchmal sind. Sie hatte Recht. Nur kurz bevor ich mich verabschiedete musste ich noch mal laut auflachen. Sie sagte“ you look like Jesus“. Ich hatte den Satz bisher schon Öfters auf dieser Reise gehört. Zweimal allein schon in Island. Ihre Tonwahl dabei war sehr ernst gewählt. Anschließend musste sie aber mit lachen.

Jürgen hatte nicht Unrecht. Mich sollte zu meist Rückenwind erwarten. Die Fahrten bergab waren auch gut. Ich schien nur so durch die weite und offene Landschaft zu fliegen. Im nun überblickte ich von einer Anhöhe die Seen- und Kraterlandschaft von Myvaten. Keine Mücken waren am Mückensee. Der Wind frischte auf. Landschaftlich wunderschön, besonders von der Anhöhe eines Bergs. So auch die Pseudokrater rund um Skutustadagigar. Entstanden durch Explosionen in Lavaströme vor ca. 2000 Jahre. Am besten gefiel mir jedoch die Aussicht vom Krater Hverfjall dessen Durchmesser beachtliche 1000 Meter betrug. Ich lief einmal auf dem Kraterrand. Im Hintergrund ein weiterer Krater. Dort soll Armstrong für die Expedition auf den Mond geprobt haben. Die Bilder könnten zweifelsfrei von hier stammen. Aber das ist eine andere Geschichte, nicht die von Island. In nordöstlicher Richtung stieg dampf auf. Ich blickte in die Richtung in der die Myvatn natural baths lagen. Das türkis schimmernde Wasser enthält besonders viele Mineralien und ist sehr gut für die Haut. Obwohl der Eintritt mit 25 Euro um 10 Euro billiger als in der Blue Lagon war entschied ich mich gegen dieses wohltuende Bad. Mehrere Hot Pots sollten mich noch erwarten.

In nördwestlicher Richtung verließ ich den See. Dabei passierte ich noch mal ein nicht so großes Lavafeld. Dafür umso beeindruckender war es die abgekühlte Lava zu sehen die scheinbar zeitlos erstarte. Schon seit der Sprengisandur habe ich angefangen Steine zu sammeln. Jetzt war das okay. Ich näherte mich dem Ende der Zeit in Island. Ab Deutschland werde ich die zusätzlichen angesammelten Kilos in den Schwarzwald schicken.

Ein Teilstück der Strecke bis nach Husavik fuhr ich auf einer „Gravel Road“ so wie ich sie kannte und mochte. Wie damals in Australien. Auf Tasmanien und im Outback nach Broken Hill. Die Straßen waren in sehr gutem Zustand und mit keinem Wellblech und ohne Schlaglöcher. Genau richtig um spaß am Rad fahren zu haben und dabei die Landschaft zu erleben.

Husavik ist der Whalwatching Ort Nr. 1 in Island. Hier ist die Chance am höchsten die riesigen Säugetiere zu sehen. Auch den größten ihrer Art. Den Buckelwal. Ich war ja bereits vor einigen Wochen auf solch einer Tour bei Reykjavik. Damals sah ich Minkwale und weiße Delphine aus nächster Nähe die nur wenige Meter vom Boot entfernt im gräulichen Wasser auftauchten. In Husavik entschied ich mich gegen eine Tour. Ich schaute mir den kleinen aber sehr hübschen Ort an. Am schönsten war die Kreuzkirche mit dem blauen Himmel wie alle Kirchen in Island. Erbaut mit Holz. Diese hatte keine Sterne im blauen Himmel, dafür hatte sie einen Kirchturm. Bei der Eröffnung fanden sich 450 Leute dort ein. Auf der anderen Straßenseite reihten sich die Whalwatching Ticket Verkaufsstände nebeneinander. Unten am Wasser Restaurants, Cafe und eine Fish and Chips Bude. Drum herum Touristen in scharen die auf den Boot in der Bucht davonfuhren. Es gab alle Arten von Boote, Alte Fischerkutter, kleinere aber unglaublich schnelle Schlauchboote und sogar Segelschiffe. Ein Unternehmen bot eine 2-tägige Tour nach Grönland an. Knapp 1000 Euro sollte diese Exkursion kosten.

Ich verbrachte den Nachmittag mit schreiben und bin abends noch mal zum Angeln aufgebrochen. Es sollte das letzte Mal in Island sein wie sich herausstellte. Leider keine Makrele aber dennoch war ich erfolgreich. Ich hatte in all dieser Zeit jedes Mal wenn ich angelte etwas gefangen. Kein Fisch den ich fing war kleiner als 10 Zentimeter. Unglaublich wie fischreich die Gewässer entlang der Küste sind. Alle achten hier auf Nachhaltigkeit. Es ist aber auch unglaublich wichtig, denn nach dem Tourismus ist der Fischfang die größte Einnahmequelle im Land. 

Das nächste Ziel war Asbyrgi. Eins reichte der Gletscher Vatnajökull bis hier her. Was übrig blieb sind Felsen Abbrüche in einem gigantischen Ausmaß. Optisch sehr schön nachvollziehbar welche Kräfte hier einst gewirkt haben müssen. Nach einer Eruption unter dem Eis erfolgte vor einigen tausend Jahren eine gigantische Flut die etwa 2 Tage dauerte. Das Eis schmolz damals durch die Magma Aktivität und die Wassermassen schossen mit unvorstellbaren 200000 Kubikmeter pro Sekunde in Richtung Ozean. Dabei ergossen sich die Wassermassen über die Felsen. Es gleichte damals dem Anblick der Niagarafälle in Nordamerika. Heute tropft nur noch ein kleiner Rinnsal dort herunter. Das Wasser wird vom Wind beim Herabstürzen bzw. tropfen verweht. Heute befinden sich auf der weiten Ebene im Tal ein dicht bewachsener Wald mit Büschen und Bäume. Als ich den 4 Kilometer langen Weg bis zum Ende lief konnte ich unzählige Heidelbeeren Pflügen die entlang am Weg wuchsen.

Ich übernachtete auf dem Campingplatz und fuhr am nächsten Tag weiter. Ich folgte der Straße 862. Die Schotterstraße schlängelte sich entlang dem größten Canyon Islands. Ich konnte ihn nicht immer sehen nur dann wenn ich die Straße verließ und über steile Tiefenmeter hinab fuhr. Der zweitlängste Fluss Islands hat sich hier seinen Weg gebahnt.

Spät am Abend erreichte ich den Parkplatz des größten Wasserfalls Islands. Dettifoss.

Es heißt er sei Europas kräftigster Wasserfall. Er war es auch. Ich lief so nahe heran ich konnte. Bin dabei über mehrer kleinere Läufe gesprungen. Immer auf der Suche nach Steine auf denen ich weiter an das Geschehen herankam. Unter mir das reisende dreckige braun-graue Gletscherwasser. Umso näher ich an die herabstürzende Wassermassen kam umso mehr bebten die Felsen auf denen ich stand. Es war schon Furcht einflößend. Was für eine Kraft, wie winzig und hilflos der Mensch im Vergleich ist. Anschließend lief ich noch zum Selfoss.

Als ich die karge Landschaft verließ war es bereits deutlich am dämmern. Der Himmel war klar. Es war kalt. Ich wollte noch weiter fahren. Es war einer der schönsten Abende an denen ich in Island Rad fuhr. Hinter mir ging die Sonne unter. Die wenigen Wolken am Himmel färbten sich. Erst gelb. Zum Ende dunkelrot. Ich sah sogar Sterne am Himmel. Ich fuhr lange. Gegen halb zehn wurde es langsam dunkel. Anders als noch zu Beginn meiner Zeit in Island. Ich fuhr bis halb zwölf. Vor mir lag einer der schönsten Berge des Landes den ich deutlich sah. Seine Form gleicht einem Vulkan. Sehr markant und nicht zu verwechseln. Herdurbreid. Auf dem 1600 Meter hohen Berg lag Neuschnee.  Das letzte Stück fuhr ich auf der Ringstraße. Sie gehörte fast mir alleine.

Ich fuhr weiter Richtung Osten auf der Ringstraße. Als ich an dem Abzweig  Askja erreichte stand dort ein Auto von einem Fernsehteam. Die Straße war gesperrt. Das erste Mal dass ich von den Erdbeben und dem ev. Ausbruch hörte. Ich fuhr durch das Gebiet, in dem wenn es zum Ausbruch kommen würde die Wassermassen des geschmolzenen Gletscherwassers flossen. Nichts passierte, kein Erdbeben war zu spüren und auch keine Wassermassen waren zu sehen. Ich fuhr über die große weise Bogenbrücke hinweg über den zweitlängsten Fluss Islands. Bei einer Flut könnte diese Brücke von den Fluten mitgerissen werden.

Ich erreichte die letzte große Stadt Egilsstadir. Ein älterer Mann erzählte mir eine Saga von dem Monster im See des Ortes. Er klang dabei sehr ernst und erzählte mir von der Ostfjorden. Sie seien viel schöner als die Westfjorde. Er meinte das liege nicht daran da er von hier kommt. Viel mehr an den Bergen selbst. Verschiedene Arten des Gesteins und bizarre Formationen. Trolle eben die es nicht mehr vor dem Tageslicht schafften zu verschwinden.

Ich erzählte im dabei von dem Tunnel der Loch Ness in Schottland mit dem See hier im Osten Islands verbindet. Er musste dabei Lachen.

Die letzten 23 Kilometer bis Seydisfjördur lagen vor mir. Für mich der am schönsten klingende Ortsnamen in Island. Vor mir lag noch mal ein Pass.

Nun ja seit 2010 habe ich nicht mehr ein Land für eine so lange Zeit bereist. Während ich den letzten  Pass auf den Serpentinen hoch fuhr lief vor mir der Film der letzten Wochen ab. All die Erlebnisse, Erfahrungen und Begegnungen mit Menschen und Natur die ich hatte. Wohl für mich die schönste und emotionsreichste Bergfahrt der letzen Wochen.

Nach dem Stausee erwartete mich ein Bild das unglaublich schön war. Der Tiefe und breite Fjord mit seiner leichten links Biegung lag vor mir. Im obersten Bereich der über 1100 Meter hohen Berge lag noch Schnee. Im Tal war es grün. Die Abfahrt ein Traum. Ich wusste warum Walter Mitty hier mit seinem Longboard hinunter fuhr. Was führ eine Abfahrt, unvergesslich.

Ich blieb zwei Nächte in Seydisfjördur. Der Zeltplatz war voll mit Reisenden. Die meisten unterwegs mit ihren Autos. Alle hatten ein Ziel die Fähre zurück nach Europa zu nehmen.



Bilder der letzten Tage in Island und von den Färöer Inseln gibt es nach dem 30. August im Fotoalbum.
Bald auch das Video zu Island dass sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Fast 1 Gigabyte (es sind doch 1 Terabyte) Fimmaterial haben sich angesammelt.





 

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Kommentare zu dieser Seite:
Kommentar von Michael( ), 04.09.2014 um 11:14 (UTC):
Hey Lukas,
schön von dir zu hören. Danke für deinen Beitrag. Wie war es denn bei dir in Costa Rica (Ich hoffe ich erinnere mich an das richtige Land). Nicht direkt vom Ausbruch habe ich etwas mitbekommen (da war ich auf den Färöer), jedoch dass sich etwas tun soll. Alle Straßen um Askja und Dettifoss waren geschlossen. Schicke mir gerne Bilder. Ich habe auch noch welche die ich dir zuschicken werde. Adresse auf Briesymbol oben rechts.
Schicke dir viele Grüße aus Dänemark (bin aber gleich in Deutschland ) Danke nochmal für den Tip von Xavier Rudd!!!
All best Michael

Kommentar von Lukas( ), 03.09.2014 um 12:07 (UTC):
Hey Michael...

wie ich las hattest du noch eine super Tour. Echt sehr beeindruckend. Es freut mich, dass nach dem holprigen Start in Reykjavik doch noch alles so glatt lief. Hast du denn auch vom aktuellem Ausbruch noch was mitbekommen? Bin gespannt was als nächstes auf dem Plan steht. Soll ich dir noch ein paar Fotos von unserem Rundgang aus Reykjavik rüber schicken?

Liebe Grüße aus Kölle



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