Der Himmel war auch an dem Tag bewölkt als ich Prag verlassen hatte. Ich kannte das Stück entlang der Uferpromenaden der Moldau schon von den Tagen zuvor. Etliche Schiffe legten am Ufer an. Passagierschiffe und auf einige von ihnen Schiff Restaurants die fest mit dem Ufer verbunden waren. Viele Touristen liefen auf der gepflasterten Promenade. Auch sie fanden es bequemer auf den zwei schmalen Streifen Granit zu laufen die eigentlich für die Radfahrer gedachte waren. Immer wieder rumpelte ich über die grauen Pflastersteine. Nach der Karlsbrücke fuhr ich auf dem zweiten Teil der Promenade, vorbei an den Tischen an denen ich vor zwei Tagen ein Pivo getrunken hatte. Pivo ist das tschechische Nationalgetränk. Die Tschechen trinken mehr Bier als die Deutschen. Mit 0.5 Liter pro Tag und Bürger sind sie ganz vorne mit dabei.
Vorbei an der Zitadelle hoch über mir und einige Wohnviertel fuhr ich auf einem sehr schönen Radweg entlang der Moldau. Viele Radfahrer, Inline Skater und Passanten genossen ihre freie Zeit. Bis Mala Chuchle fuhr ich unmittelbar am Ufer. In Stechovice hatte ich die Moldau verlassen und fuhr in die Berge. Bis zum eigentlichen Start der Tour in bayrischen Eisenstein sollten die Anstiege stetig zunehmen. Ich fuhr in entgegen gesetzter Richtung Höchster Punkt der Tour lag bei knappen 1300 Metern. Doch so weit wollte ich nicht. Nur bis Vyssi Brod folgte ich dem Langstreckenradweg. Etwa 260 Kilometer fuhr ich von Prag bis dort hin.
Die Anstiege erinnerten mich besonders an meine Erkältung. Es war schon noch anstrengend da ich noch nicht vollkommen bei Genesung war. Ich dachte mir das wird schon. Zwei drei Tage und dann wird’s besser sein. Ich sollte aber eines besseren belehrt werden.
Am ersten Abend wollte ich etwas Neues ausprobieren. Das Zelt das ich seit Berlin nutze ist eines mit Überwurf Konstruktion. Das bedeutet das dass Innenzelt separat aufgebaut wird und anschließend wird das Außenzelt über das Innenzelt übergeworfen bzw. abgespannt. Ich spannte mit meiner Bootsleine und Heringe das Außenzelt so zwischen zwei Bäume das ich es als Tarp nutzen konnte. Als ich am nächsten Morgen erwachte stellte ich fest dass jetzt nicht mehr die richtige Zeit dafür war. Schnecken liefen über meine Matte und über den Schlafsack. Zu kalt war es dafür aber nicht. Es gibt nichts schöneres, komfortableres und angenehmeres als einen Daunenschlafsack.
Zu meist schlafe ich mit offenem Reisverschluss als sozusagen mit einer Daunendecke.
Für drei Tage fuhr ich durch kleine Orte und Dörfer. Auch hier sahen viele Fassaden sehr heruntergekommen aus. Es vermittelte mir stark den Eindruck dass kein Geld vorhanden ist.
Die Herbstfarben wurden immer intensiver. Nur sehr vereinzelte Blätter hatten ihr Chlorophyll noch nicht verloren. Manchmal stand ein Baum mit grünen Blättern neben einem mit orange farbigen. Was für ein Kontrast.
Die Anstiege von bis zu 200 Höhenmeter und mehr am Stück brachten mich zum keuchen. Ich war das nicht mehr gewöhnt. Hinzu kam noch der Frosch im Hals. Zu lange bin ich im Flachen unterwegs gewesen. Dennoch schaffte ich am ersten Tag knapp 80 Kilometer. Am zweiten Tag hatte ich schon wieder eine bessere Ausdauer und fuhr knapp 100 Kilometer.
České Budějovice auch bekannt als Budweis ist weltbekannt für sein Bier. Ich kam dort am Nachmittag am dritten Tag an. Die Altstadt war verhältnismäßig nahe an der Moldau gelegen. Die letzten Tage zuvor bekam ich den Fluss nur selten zu Gesicht. Immer nur nach einer Abfahrt, wenn ich die Moldau auf einer Brücke überquerte um gleich darauf wieder ein Anstieg zu bewältigen. Höchstens vier Mal sah ich die Moldau.
Markant für Budweis und sehr schön ist der große Marktplatz mit den schönen Fassaden. Typisch für Tschechien. In einer kleinen gemütlichen Cafe Bar etwas entfernt vom Marktplatz habe ich ein Bier getrunken. Es war eines der Besten die ich getrunken hatte. Seher stark im Geschmack. Es kam von einer kleinen lokalen Brauerei.
Bis zur Grenze nach Österreich war es nicht mehr weit. Am Folgetag stoppte ich in Cesky Krumlov. Bekannt ist der Ort für seine äußerst gut erhaltene Altstadt und die Burg mit Schloss. Der Ort ist der am dritt meist besuchte in Tschechien. Ich kam dort morgens an und schob mein Rad durch die Gassen als mir die ersten Touristen entgegen kamen. Fast jedes Geschäft war entweder ein Souvenirladen, Cafe oder Restaurant. Schade eigentlich den genau dass tat dazu bei das der Ort viel von seinem ursprünglichen Charakter und Charme verlor. Gegen frühen Vormittag strömten etliche neu angereiste Touristengruppen durch die Gassen. Nur an den Fähnchen konnte man erkennen welcher Guide wozu gehört. Die Gruppen vereinten sich buchstäblich zu Dolde (Weintrauben). Der Ort war gnadenlos überlaufen. Es war bestimmt die größte Anzahlen Touristen die ich in einer so kleinen Stadt sah. Trotzdem hatte die Stadt 12000 Einwohner. Das Geschehen spielte sich nur in der Altstadt ab. Am Nachmittag fuhr ich das letzte Stück bis Vyssi Brod. Dabei sah ich nochmals kurz die Moldau die jetzt nur noch ein etwas breiterer Bach war. Seit dem Verlassen von Prag war der Himmel bewölkt. Ich musste auf den letzten Kilometer kurz unterstehen, denn der Regen nahm zu. In dem Grenzort Vyssi Brod fand ich Unterschlupf vor dem Regen. Ich wollte die letzten Koruna für einen wärmenden Kaffee ausgeben. Dabei nutzte ich die Möglichkeit nach der Wettervorhersage für die kommenden Tage rund um Linz und Passau zu schauen. Es sah nicht gut aus. Ein Sturm mit drei Tagen Dauerregen sollte aufziehen. Mittlerweile wurde es immer unbeständiger was das Wetter betrifft. Eigentlich ahnte ich was da auf mich zukommen wird. Ich nenne das Optimismus. Manche würden vielleicht Wetter schön reden sagen. Beim Kaffee trinken suchte ich nach Informationen bezüglich der Klettersteige die ich mit Max gehen wollte. Das Restaurant hatte sogar einen offenen Kamin. Bei dem Anblick der Flammen stieg in mir ein wohltuendes Gefühl auf. Als ich aus dem Fenster nach draußen blickte sorgte ein kurzer heftiger Schauer für das Gegenteil. Ich warf noch mal ein Blick auf die Flammen im Kamin.
Als ich den Kaffee bezahlte blieben nach großzügigem Trinkgeld noch fünf Koruna übrig. Von all den Ländern die ich seither bereist habe hatte ich immer noch etwas Geld mitgebracht. Nicht viel, es waren meist Beträge um ein bis zwei Euro. Außer von einer afrikanischen Währung. Ich bin noch im Besitz von etwa 160000 CFA. Umgerechnet etwa 150 Euro. Damals hatte ich keine Zeit mehr zum tauschen. Ich musste noch für den Radkarton bezahlen. Dabei ist immer wieder der Strom ausgefallen und die Computer abgestützt. Stromausfälle sind in Dakar an der Tagesordnung, manchmal über mehrere Tage hinweg. Die Zeit bis zum Abflug wurde immer weniger. Zum Schluss hatte ich keine Zeit merh zu wechseln. In Deutschland, selbst bei großen Banken in Frankfurt konnte ich die CFA nicht eintauschen. Auch nicht in der Schweiz. Bei der UBS meinte man sogar dass ich dieses Geld eigentlich nicht in die Confoederatio Helvetica einführen durfte. Nirgends gab es einen bekannten Wechselkurs im Computer zu finden.
Mein Glück waren 5 Koruna etwa nur 18 Cent und tauschen wäre hier das geringste Problem gewesen.
Als ich an dem ehemaligen österreichischen Grenzkontrolle Gebäude ankam regnete es wieder. Ich stellte mich unter dem Glassdach unter und spielte sogar kurz mit dem Gedanken dort zu nächtigen, verwarf diesen aber wieder als ich das Licht in einem Büro mit geöffneter Türe sah. Es dämmerte mittlerweile als ich in Bad Leonfelden ankam. Jetzt war es definitive zu dunkel um weiter zu fahren und der Regen fing schon wieder an. Ganz am Rande vom Ort sah ich das Vordach einer großen Scheune eines Bauernhofs. Ohne zu überlegen fuhr ich dort hin. Ich stand im trockenen vor zwei Stapel mit Holzlatten. Auf einem von beiden legte ich die Matte und den Schlafsack aus. Ich hatte meinen Nachtplatz gefunden.
Am nächsten Morgen regnete es noch immer. Irgendwann habe ich aufgehört das plätschernde Geräusch der Wassertropfen die in die Pfütze in der Dachrinne tropften wahrzunehmen. Eigentlich hatte ich schon am Vorabend damit gerechnet hier zu bleiben. Am Morgen nach dem Frühstück war es dann sicher das ich bleiben würde. Ich bin schon so oft in den letzten Monaten im Regen gefahren. Ich wollte keine nassen Schuhe für die nächsten zwei bis drei Tage. Ich stand da trüber. Das war voll okay. Der Regen wollte einfach nicht aufhören und ich nicht weiter fahren. Die Temperaturen sind erheblich gesunken. Um etwa 10 Grad seit dem Vortag. Ich schloss den Riesverschluss des Schlafsacks und fing an zu lesen. Am Abend regnete es noch immer. Als der Bauer am Abend Feierabend machte sah er mich in meinem Schlafsack eingewickelt auf den Holzlatten liegen. Er war erstaunt und fand meine Geschichte amüsant und erlaubte mir eine weitere Nacht zu bleiben. Auch in der zweiten Nacht so weit ich es mitbekam regnete es permanent durch. Am Morgen kam der Bauer mit seinem Sohn. Die beiden brachten mir eine Kanne Tee, ein Apfel, eine Birne und eine Vesperdose mit der Aufschrift „ der Bürgermeister stellvertretend einer Partei für Bad Leonfeld“. In der orange farbigen Dose befanden sich drei Brote, grüner Paprika und ein Knoppers. Mein Hauptgewinn. Der Tee hielt mich warm und das Essen futterte ich während dem Lesen. Es regnete jetzt schon fast 40 Stunden am Stück. Auf der Wiese nebenan war das Bächlein schon längst übergelaufen und die Wassermassen rannten über die Wiese. Nach etwa 48 Stunden hatte ich das Vordach des Schopfes das erste Mal verlassen und bin etwas gelaufen. Erst über geschotterte Wege dann durch oberösterreichischen Wald.
Nach der dritten Nacht auf den Holzlatten war die Vorfreude riesengroß weiter zu fahren. Für den Folgetag hatte ich mich gegen Mittag mit Max in Salzburg verabredet.
Ich fuhr die knappen 30 Kilometer bis nach Linz wovon die letzten die schönsten waren. Kilometer lang fuhr ich einen Pass hinab. Ich stellte mir Linz deutlich kleiner vor. Ich war überrascht über die Größe. Gedacht war das ich von der Donau an der ich stand nach Passau zu fahren und weiter nach Salzburg. Da ich aber durch die zwei Regentage zu viel Zeit verloren hatte musste ich zum zweiten Mal den Zug nehmen.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin ist es schon schade dass ich diese Strecke nicht fahren konnte. Irgendwie wollte ich auch immer mal in dieser Gegend unterwegs sein. Was ich immer wieder auf Reisen lerne ist dass sich neue Möglichkeiten ergeben bei denen ich andere, unvorhersehbare Erlebnisse und Erfahrungen mache und sammle. Der Punkt ist immer wieder das Loslassen.
Nachdem ich per Telefon ein Bett in Salzburg reservierte, gönnte ich mir nach einem Spaziergang durch die Stadt einen Capuccino. Im Kaffee war die Heizung an. In der Zeitung wurde von 140 Zentimeter Neuschnee in Galtür berichtet. Das schien unreal, vor vier Tagen hatte ich noch knapp 20 Grad Plus und ich war dabei in die Berge zu fahren um auf einen 3000 Meter hohen Berg zu steigen. Galtür liegt auf etwa 1600 Meter.
Nachmittags gegen halb vier fuhr der Zug im Hauptbahnhof von Salzburg ein. Ich fuhr entlang am Ufer der Salzach. Ich sah das erste Mal die Altstadt und die Festung Salzburg vor mir. Ein sehr schöner Anblick. Ich war noch nie dort gewesen und hatte ein solchen Blick nicht erwartet. In der JUFA blieb ich für eine Nacht. Am Abend lief ich durch die Straßen und Seidengassen die von der Getreidegasse abzweigten.
Am folgenden Morgen nach dem reichhaltigen Frühstückbuffet lief ich hinauf zur Festung und über den Mönchsburg. Der bekannteste Bürger von Salzburg ist Mozart. In der Getreidegasse steht der große Schriftzug „Mozarts Geburtshaus“ auf der gelblichen Fassade. Auf dem Mozartplatz steht die lebensgroße Statue des Musikers. Als ich dort einige Stunden später mit Max auf einer Bank saß spielte ein Musiker auf der Geige eines seiner Stück. Gewagt aber gekonnt.
Nachdem wir uns an der JUFA getroffen hatten luden wir das Rad mit Packtaschen in sein Auto und fuhren auf die andere Seite der Salzach in die Glockengasse. Dort begann der City Wall Klettersteig. Höchster Schwierigkeitsstufe D. Max ist schon eine Weile am Klettern, er hat den Kletterschein für die Halle und war auch schon Mehrseillängen Felsenklettern. Ich war bereits selbst schon in vier Kletterhallen, bin aber in keiner jemals geklettert. Warum eigentlich, fragte ich mich jetzt zum ersten Mal ernsthaft. Allein nur der Anblick des Drahtseils das oft auch im Überhang verlief lies mich zweifeln. Die Vorfreude war jedoch größer, verging aber schnell als wir das Schild am Zaun sahen. „Bis auf weiters Geschlossen“. Hier in Salzburg konnten wir also nicht wie geplant unseren ersten gemeinsamen Steig gehen.
In einer Seitengasse hatten wir bei einem Haferl Kaffee beschlossen noch am selben Tag in Richtung Dachstein Gebirge nach Ramsau zu fahren. Uns war sehr schnell klar dass wir zwecks der großen Schneemengen nicht das Zelt als Basislager nutzen könnten da die Steige dazu für uns nicht möglich waren. Vielleicht eher für Max als für mich da ich in dieser Art von Alpinismus viel zu wenig Erfahrung hatte. Außerdem fehlten uns Steigeisen Axt und ev. Schneeschuhe um bei den Querungen de Schneefelder nicht einzusinken. Wären wir eine Woche früher dort gewesen wäre die Ausgangsituation besser für uns gewesen. Nur einige Monate vor Beginn der NT 2014 haben wir im Dezember 2013 den Hohen Ifen im Kleinwalsertal bestiegen. Damals hatten wir es auf den Berg geschafft, scheiterten aber bei dem Versuch hinab zum Gottesacker Plateau abzusteigen. Zu groß war die Lawinengefahr. Damals hatten wir ausreichen Alpine Ausrüstung dabei. Auch Sonde und Schaufel.
Am Abend kamen wir in der nähe von Ramsau an und übernachteten das erste Mal im Auto. Max hatte im Kofferraum und über die hinteren Sitze eine Matratze gelegt. Die Ausrüstung fand in der Nacht auf den Vordersitzen Platz und in der Dachbox. Es hatte etwas Besonderes. Wir amüsierten uns prächtig bei unserem Wintercamping im Auto. Leute schauten ganz verwundert wenn wir morgens bzw. abends auf unseren Klappstühlen saßen und unser warmes Essen das uns wärmte speisten. Einmal als wir in Hallein morgens beim frühstücken waren wünschte man uns einen guten Appetit. Es gab aber auch solche Blicke der Menschen die uns mit ihren Augen aufgegessen hatten. Wir hatten Spaß dabei und amüsierten uns mit unseren kalten Fingerspitzen.
Am nächsten Morgen fuhren wir hinauf zur Talstation der Dachsteinbahn. Von den Bergen war wenig zu sehen. Genauso von den Wegen. Hier lagen bereits 70 Zentimeter Schnee. Ganz langsam verzogen sich der Hochnebel und die ersten Felsen waren zu sehen die wir eigentlich empor steigen wollten. Sehr viele internationale Wintersport Teams trainierten bereits oben auf dem Gletscher. Das konnten wir an den Vans mit den Aufklebern der Sponsoren und Autokennzeichen erkennen. Auf den Monitoren in der Station sahen wir den strahlen blauen Himmel und den Gipfel des Dachsteins mit 2995 Meter.
Etwas deprimiert fuhren wir die Straße zurück und in die Region Dachstein West zum Gossauer See. Wir mussten uns Steige suchen die nicht höher als 1000 Meter lagen. Max hatte den Führer für Österreich dabei der uns dabei geholfen hatte passende Touren schnell zu finden und entsprechend zu planen.
Am Nachmittag sind wir den Laser Alpin Steig gegangen. Schwierigkeitsstufe rot mit A,B und C Stellen. Für mich war dies genau der richtige Einstieg. Vom Prinzip her ist das Klettersteig gehen sehr sicher wenn man seine Sicherungen öffnet wenn man mit dem zweiten Karabiner noch am Seil gesichert ist. Es ist nur eine Kopfsache, Vertrauen zu gewinnen und ev. Angst abzubauen. Zu Beginn war es mir schon etwas mulmig. Ich musste nur Klettern um dies zu verstehen und zu begreifen. Um ein Gefühl zu bekommen. Der erste Steig hatte uns beide sehr gut gefallen. Er war zwar nicht sehr hoch aber das ganze drum herum stimmte. Hinter uns erhob sich eine 2000 Meter hohe Bergkette und östlich vom klar grüne schimmernden See der Dachstein. Mittlerweile war der Nebel und Wolken verschwunden und wir hatten freie Sicht auf die weisen Berge.
Während den vergangenen Tagen hatte ich immer das Gefühl das ich etwas im Hals hätte. Es fühlte sich an als ob dort etwas im Kehlkopf steckte. Manchmal wenn wir bzw. ich viel redete merkte ich wie anstrengt es war zu erzählen. Als ob mir die Luft weg bleiben wurde. Max meinte es wären die Lymphknoten die angeschwollen sein. Ein Überbleibsel der Erkältung. Ich dachte nicht mehr so oft daran obwohl ich das leichte Gefühl des Drucks ständig wahrnahm wenn ich darauf achtete.
Wir sind den Steig zweimal gegangen und parkten abends neben der Garage von zwei Pistenbullys. Jeden Morgen hing der Nebel tief im Tal und erst gegen 11 Uhr zog es auf. Wir wollten immer nur Steigen bei klarer Sicht. Außerdem hatte ich etwas bedenken zwecks nassem Fels. Und so war es auch als wir den Schmied Kletterstieg kletterten. Für mich war das der Übelste. Ich hatte die ganze Zeit ein Gefühl als würde ich auf rohen Eiern laufen. Der Fels war nass. Ich fühlte mich total unsicher und war froh als wir oben ankamen. Bestimmt war er nicht schwierig bei Trockenheit zu gehen aber in dieser Situation war das anders.
Am Mittag fuhren wir weiter nach Hallstatt am Hallstatter See. Dort stiegen wir gegen Nachmittag in den Echernwand Klettersteig ein. Für mich der schönste von allen. Zu Beginn war er sehr leicht zu gehen. Stufe A und B. Dann Senkrechte Wände mit überhang und nur kleinen Eisen als Tritte. C, eigentlich E. Manche Stellen ohne Tritte. Dabei fühlte ich mich schon deutlich sicherer. Kein Angstgefühl, ich spürte wie mein Adrenalin Spiegel stieg und ich mich sehr auf das Klettern konzentrierte.
Am letzten Tag sind wir morgens zum Königsee aufgebrochen. Wir wollten hinauf auf den Grünstein. Sein Gipfel 1304 Meter hoch. Morgens schon spürte ich dass es mir nicht besonders gut ging. Es kam mir immer merkwürdiger vor da es so sprunghafte Zustände waren. Innerhalb von Minuten ging es mir manchmal wieder gut. Dann wieder Übelkeit. Auf jeden Fall stimmte etwas nicht denn nur wenige Höhenmeter nach auf dem Weg zum Einstieg des Steiges ging es mir wieder schlechter. Es war unglaublich anstrengend für mich die knappen 300 Höhenmeter zu laufen. Vor dem Einstieg entschieden wir uns dass ich nicht klettern würde. Hier viel auch für mich die Entscheidung mit Max am Nachmittag zurück an den an den Bodensee nach Überlingen zu fahren. Nicht wie geplant weiter zu fahren auf dem Königsee - Bodensee Radweg. Dort wollte ich zum Arzt gehen und wissen was los war. Dieses komische Fremdkörper artige Gefühl im Kehlkopfs machte mich unglaublich nervös.
Max Stieg den Steig empor, andere waren noch unterwegs und für den Fall hatte er ein Telefon dabei falls etwas passieren sollte. Nur zur Sicherheit.
Ich lief vorbei an der Rodelbahn auf der die Nationalteams trainierten. Als ich am See ankam setzte ich mich auf eine Bank und verfolgte das Geschehen das um mich herum passierte. Es war einer dieser typischen Orte an denen sich viele Menschen aufhielten. Sie spazierten und unterhielten sich dabei. Bei einer Gruppe konnte ich den ostdeutschen Akzent hören. Ein Mann schleuderte sein kleines Kind in den Himmel und fing es wieder auf. Anschließend lief der kleine Junge zum Wasser und fütterte mit ein paar Krümeln die Enten die das Brot aus der Hand des Jungen pickten. Ein Mann kaufte ein Familienticket für eine Bootsfahrt mit den länglichen weißen Schiffe die nach und nach aus den Holzgaragen am See zum Pier fuhren. Umgeben war alles von den sehr steilen Bergen. Den Watzmann, der höchste Berg konnte ich von hier aus nicht sehen. Aber Max sah in vom Gipfel des Grünstein aus.
Gegen Nachmittag sind wir aufgebrochen zurück zum Bodensee. Das Wetter war sehr schön, blauer Himmel und nur langsam zogen vereinzelte Wolken auf, die in den Alpen hängen blieben. Wir stoppten noch mal am Chiemsee. Schön dachte ich, habe ich ihn nun auch mal gesehen. Überall waren Enten, Schwäne und Möwen zu sehen.
Meine Schwester war sehr überrascht mich jetzt schon zu sehen da ja der eigentliche Besuch erst nach 400 weiteren Kilometern mit dem Rad stattfinden sollte.
Am nächsten Morgen bekam ich gleich einen kurzfristigen Termin beim HNO. Er schaute mir in den Hals als ich dabei I, O und U sagen sollte. Es fiel mir unglaublich schwer. Seine Diagnose, etwas geröteter Rachen und ein Infekt, verschleppt durch meine Erkältung. Auch er war sehr begeistert von meiner Geschichte von der ich nach der Behandlung die Kurzfassung erzählte. Er verschrieb mir Antibiotika die ich sechs Tage nehmen sollte. Beim hinausgehen war ich sehr erleichtert. Ich dachte es sei etwas Schlimmeres. Es fühlte sich so an. Dies musste ja noch kommen den bei allen bisherigen langen Reisen hatte ich irgend ein Leid zu beklagen. Da gab es einen Autounfall in Australien, eine doppelt so hoher Wert im Blut in Phitsanulok und ein Loch im Zahn auf bei der Erlebnistour 2012 und angefahren wurde ich auch noch.
Ich blieb vier Tage bei Max und Sina, nahm meine Tabletten und erholte mich. Wir waren im Kino, sind öfters Essen gegangen und am Sonntag nach Radolfzell in die Kletterhalle. Unglaublich verrückt aber jetzt, beim fünften Besuch in einer Halle kletterte ich zum ersten Mal.
In den Tagen habe ich mir einen schönen Abschluss für die Nordlandtour 2014 überlegt. Eigentlich wollte ich auf dem schnellsten Weg von hier zurück nach Hornberg fahren. Ich werde jetzt aber noch mal ein Stück am See entlang fahren. Von Stein am Rhein bis Waldshut Tiengen und von dort nach Titisee Neustadt. Der Ort den die meisten Menschen die ich auf Reisen treffe mit dem Black Forest in Verbindung bringen. Dann zurück nach Hornberg.
Drei ev. vier Tage werde ich unterwegs sein. Dann geht diese Tour zu Ende. Dann beginnt etwas Neues.
Es wird noch mal einen Abschlußbericht geben, außerdem freue ich mich endlich das Video „Island“ fertig zu stellen und mit dem Konzept des Vortrags „Nordlandtour 2014“ zu beginnen. Ich habe da schon einige Ideen und Überlegungen die mir im Kopf herum schwirren.
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