Die Tatsache dass in Basse, der letzten größeren Stadt im Westen Gambias kein Geldautomat für Visa Karten vorhanden war änderte meine Reiseroute komplett. Um genau zu sein ich hatte in Banjul zu wenig Geld vom Automaten abgehoben und musste dorthin zurück. Ich wollte eigentlich noch bis Basse fahren, dann wieder zurück auf der „South Bank und anschließend über den Fluss nach Farefenni und in den Senegal.
Zwei ein halb Tage habe ich für die Strecke gebraucht. Am letzten Tag legte ich knappe 150 Kilometer zurück. Zu Beginn auf geteerter Straße. An diesem Tag bekam ich die meisten Adressen von den Menschen die ich entlang der Straße traf. Nicht nur von normalen Bürger sondern auch vom Militär. Alle wollten wieder wissen wer da kommt und vor allem woher. Natürlich kostete das Unmengen von Kraft doch es sind auch tolle Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen. Als ich durch Serekunda fuhr, wunderte ich mich über die viele Polizeipräsenz, die eine Spur komplett gesperrt hielt. Auf der anderen Staute sich der Verkehr. Zum Glück war ich mit dem Rad unterwegs und fand meinen Weg vorbei an dem hupenden, schreienden und unangenehmen dennoch äußerst erlebnisreichen Durcheinander. Später erfuhr ich, dass der Präsident Jammeh vom Flughafen aus zurück nach Banjul fährt. Bereits seit 18 Jahren ist er der Präsident von Gambia. Kurz danach wurde der Verkehr angehalten und ein Korso aus Hummer bekleidet von Motoradfahrer in roter Kleidung und Landcruiser vollgeladen mit Feuerwaffen und Militär fuhr mit Warnblicklicht und überhöhter Geschwindigkeit vorbei. Schon verrückt aber so läuft das hier in Afrika ab. Die Präsidenten haben die Macht und das Sagen.
Als ich nochmal kurz bei Achim in Denton Bridge stoppen wollte, habe ich in knapp verpasst. Er war bereits nach Hause gefahren. Stattdessen stoppte ich bei Mudu, der in seiner kleinen Hütte Pancakes (eine Art Berliner jedoch ohne Marmelade. Im Norden Deutschlands heißen sie Pfannenkuchen) verkaufte.
Die Lenkertasche mit dem Gebäck bis zum Rand gefüllt erreichte ich in der Dunkelheit das Hotel Princess Diana. Die Leute erkannten mich, und waren begeistert dass ich wieder da war. Auch Toney war begeistert, der um die Ecke gerannt kam. Er saß dort mit den anderen Jungs um die Ecke, hörte Reggea und redete wie schon einige Tage zuvor.
Ich blieb nochmals mehrere Tage in Banjul. Ich besuchte nochmals Achim, den ich dann beim dritten Versuch auch wirklich traf (ich kam immer zu spät als er schon nach Hause gefahren war).
Am dritten Tag fuhr ich zum Krokodile Pool nach Bakau. Dort kann man den Reptilien so nahe sein wie nirgendwo sonst. Jedes von den ca. 100 Krokodilen bekommt pro Tag 2,5 Kilo Fisch zum Frühstück. So durch sind die Tiere satt und es gibt keinen Grund einen Menschen anzufallen der gerade dabei ist dem Tier den Rücken zu kraulen. Schon vor ca. 400 Jahren kamen hier die ersten Menschen zum Pool der Krokodile. Seitdem ist es ein heiliger Ort für die ethnischen Gruppen.
Am 16. August bin ich aufgebrochen zur letzten Etappe hier in Westafrika. Ca. 400 Kilometer lagen vor mir bis nach Dakar. Am ersten Tag fuhr ich gerad einmal 7,5 Kilometer. Die kürzeste Etappe auf meiner bisherigen Reisen. Wenn man diesen Satz so liest könnte man sich fragen warum ich denn überhaupt losgefahren bin und nicht noch eine weitere Nacht in Banjul blieb. Na ja die Antwort lautet: Afrika.
Nachdem ich die neuen Berichte online gestellt hatte fuhr ich gegen zwölf Uhr durch die Stadt als ich mich von Kabala am Stand verabschiedete, der in einer Wellblechhütte lebte. Sein Bett eine weiße Plastikstrandliege mit Handtüchern zur Polsterung. Kabala wurde wie Toney, Kuba, Paco und Bob während meinen Tage in Banjul zu einem Freund. Am Terminal erfuhr ich dass zwei der drei Fähren ausgefallen waren. Nur eine war im Einsatz und die Schlange der wartenden Autos und Menschen schien unendlich lange zu sein.
Es war nicht das erste Mal das ich den Gambia River hier überquerte. Es war das dritte Mal und es dauerte diesmal auch am längsten. Erst gegen Abend um kurz vor sechs Uhr kam ich in Barra an. Es dauerte ganze fünf Stunden bis ich Letzt endlich das Rad durch den Schlauchterminal in Barra schob.
Vom entladen des Schiffes bis zum beladen und wieder entladen des Schiffes, alles brauchte eine schier unendlich lange Zeit. Da war das Auto, das erst auf die Laderampe fahren musste damit sich diese etwas absenkte und tief genug war sodass die Autos von der Plattform der Fähre fahren konnten. Ein Motorradfahrer der als zweites Fahrzeug auf die Fahre fuhr stellte sein Gefährt am Rand ab. Der Platz war natürlich für Autos gedacht. In einer Diskussion mit Sicherheitsbeamten und dem Fahrer konnte schließlich geklärt werden dass das Motorrad hier nicht bleiben durfte und ein paar Meter weiter geparkt werden musste. Es sind so kleine Dinge die eben erst ausdiskutiert werden müssen bevor eine passende Lösung zu Stande kommt. Eine Lösung die immer und überall Unmengen von Zeit brauchte.
Für mich war es interessant einmal die Meinung eines Mannes zu hören der hier in Gambia bis zu seinem 18 Lebensjahr aufwuchs und dann nach Deutschland ging. Er hat sich Mittlerweile an die Mentalität und Gewohnheiten inklusive deutschen Standards gewohnt. Er war hier zu Besuch. Ein Teil seiner Familie lebt noch hier. Er selbst erzählte mir davon dass hier nichts Organisiert ist, nichts gewartet wird und auch keiner wirklich eine Ahnung hat von dem was er tut. Es erinnerte mich stark an das Denken und Handeln eines Deutschen Bürgers.
Am Abend, ich kaufte gerade drei Eier, Tabalaba (Brot) und Nan (Wasser in Plastikbeutel das stark nach Plastik schmeckte, ich aber zum Duschen benutze) sprach mich Lamin an. Er wollte dass ich bei ihm bleibe. Das ich bei ihm übernachtete. Ich sagte zu und wir radelten zu seinem Haus das aus Wellblechdach und Lehmwänden bestand. Er lebte dort mit seinen Geschwistern und seinen Eltern.
Die Gasfreundschaft ist besonders, die Menschen bieten mir immer alles an, inklusive deren Betten. Sie selbst schlafen im Vorraum auf dem Boden.
Am nächsten Tag blieb ich noch bis zum Nachmittag bei der Familie bis ich nun aufbrach um Gambia endgültig zu verlassen.
An der Grenze traf ich auf denselben Beamten der mir schon vor drei Wochen 200000 CFA abknöpfen wollte. Ohne meinen Pass zu sehen meint er ich hätte überzogen und musste bezahlen. Ich rechnete im die Tage genau vor, bekam anschließen ohne Kommentar meinen Ausreisestempel und wünschte den Herrschaften noch einen schönen Tag. Wie schon zuvor wurden am Posten im Senegal keine Fragen gestellt und der Stempel wurde ohne zu zögern neben den letzten gedrückt. Der letzte Grenzübergang in Afrika lag also hinter mir.
In den letzten Tage spürte ich immer intensiver das die Zeit bald zu Ende sein wird und ich nicht mehr so fixiert war auf das sehen und erleben. Die Reise wird hier bald zu Ende gehen und ein neues Kapitel wird beginnen. Ich war nicht mehr unterwegs um zu Reisen, ich war jetzt unterwegs um anzukommen. Anzukommen in Dakar.
In den nächsten Tagen fuhr ich über Passy nach Foundiogne im Sin Saloum Delta und überquerte dessen breiten Fluss. Ein weiteres tolles Fährenerlebnis. Erst nach dem Ablegen wurden die Motoren angelassen nachdem das Schiff schon einige hunderte Meter Flussabwärts getriftet war. Unterwegs vielen sie auch wieder aus.
Entlang der Petite Cote fuhr ich bis nach Dakar.
Mir blieb noch eine Woche in Dakar bzw. in einem Vorort etwa 20 Kilometer vom Zentrum entfernt. Ich habe mich extra dafür entschieden, ich wollte nicht im Zentrum bleiben.
Ich erinnere mich an ein tolles Erlebnis mit Alu (Name) den ich hier bei Mama (Name) in der Unterkunft Ker Jahkarlo (Face to Face) traf. Er war begeistert von mir, das ich mit dem Rad fuhr und wollte unbedingt ein Tag mit mir gemeinsam radeln. Nun stand die Frage nach dem wohin an. Ich war zwei Tagezuvor schon in Dakar unterwegs. Aus der Tour wurde eine Tagesetappe mit 65 Kilometern den Dakar ist sehr weitläufig mit all den Vororten auf der Cap Verde Halbinsel gelegen.
Ich erzählte Alu das ich gerne zum westlichsten Punkt Afrikas fahren möchte der bei dem Ort Almedeis ist. Als wir dort ankamen wurde ich gleich von den unzähligen Souvenirhändlern belagert die mir es auch noch übel nahmen dass ich keine Brillen, Shirts und Mützen kaufte.
Hinter all den Ständen und dem Strand sah ich einen kleinen Steg der wohl vom westlichsten Festland Afrikas aus in den Atlantik führte. Ich erzählte Alu dass ich gerne dorthin möchte. Nach dem er nochmals Beten war kam er zurück und wir fuhren vorbei an der neuen amerikanischen Embassy zu dem Hoteleingang zu dem man uns geschickt hatte. Alu übernahm das reden. Er sprach Wolof wovon ich absolut nichts verstand. Nach ein paar Minuten wurde die elektronische Schranke geöffnet und wir befanden uns in einer riesigen Gartenanlage des Hotels. Jetzt wurde mir erst bewusst in was für einem Luxus und womöglich teuren Hotelkomplex ich mich befand. An der Rezeption wurden wir von drei Buttler empfangen mit denen Alu abermals redete wovon ich wieder nichts verstand. Einer der Buttler begleitete uns nachdem wir die Räder an dem extra vorgesehenen Velo Parkplatz abstellten. Wir liefen vorbei an einem edlen und wohl sehr teuren Restaurant, dann an der riesigen Poolanlage und weiter durch Grünflächen an dem Hotel eigenen Strand der durch Steine kunstvoll abgegrenzt war. Rechts von uns führte der Holzsteg einige Meter hinaus auf den Ozean.
Der Buttler verließ uns für einige Minuten. Ich genoss den Blick und war dankbar hier zu sein. Als ich dies Alu sagte, erzählte er mir das er dem Hotelpersonal erzählte das ich nächste Woche wieder mit einem Freund kommen will und eben nur hier sei um mir die Anlage anzuschauen. Dies war unsere kostenlose Eintrittskarte zu unserem westlichen Punkt Afrikas. Ich war geschockt über diese Geschichte aber zu gleich auch überrascht über den schlauen 21 Jährigen der mir bzw. uns diese Möglichkeit gab hier zu sein. Anschließend folgt noch eine Führung durch den Spa und zurück zu den Rädern. Bei all dem was ich in den letzten Monaten erlebte, das war einzigartig und werde ich wohl nie vergessen.
Den Nachmittag verbrachten wir an unterschiedlichen Stellen, am Strand einfach nur vor einem Laden bei einem Gemüsehändler und beim Monument de La Renaissance de Africaine mit fantastischem Blick über „greater Dakar“. Das Monument ist das Wahrzeichen Dakars und zeigt eine Frau einen Mann der ein Kind auf dem Arm hält. Die Skulptur ist größer als die Freiheitsstatue in New York.
Nun ja eine Woche Zeit ist ausreichend um alles bisherige Erlebte einmal Revue passieren zu lassen (oder vielleicht auch nicht), Gedanke aussortieren und weiter Pläne zu schmieden. Mit dem Rückflug wird diese Reise jedoch noch nicht zu Ende sein. Nach ein paar Tagen in Kelsterbach bei Frankfurt die ich bei meinem Cousin verbringen werde geht die Reise weiter.
Die Idee war so wenig wie möglich zu fliegen bzw. so lange wie möglich auf dem Rad unterwegs zu sein. Durch ein paar Recherchen bin ich wieder auf das Pilgern gestoßen. Es gibt zwei Hauptrouten die ins Südliche Deutschland bis Freiburg im Breisgau bzw. bis zum Bodensee führen. Ich entschied mich für das Radpilgern auf dem Weg von Nürnberg bis nach Meersburg am Bodensee. Um nach Nürburg zu kommen werde ich dem Mainradweg folgen. Ich werde wohl noch weitere zwei bis drei Wochen unterwegs sein und auch davon berichten.
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