Als wir am Morgen des 3. August die Einfahrt zur Kiwi Fruit und Äpfelfarm einfuhren, war die Luft noch sehr kalt. Genau gesagt war es ja noch Winter. Um die 20 Backpacker aus der ganzen Welt waren anwesend. Viele aus Südamerika wie Chile und Argentinien, von denen ich in Australien noch keinen getroffen habe. Später erfuhr ich dass sie für Australien nur ein Tourist Visa erhalten und kein „Work and Holiday“ wodurch viele nur für ein paar Tage nach Aussie kommen. Schade eigentlich denn es sind wirklich nette Menschen.
Es gab zwei verantwortliche, das Duo Dave. Einer war der Supervisor, dessen Aufgabe das Beaufsichtigen der ganzen Truppe war und der andere stellt sich als Manager und Boss vor. Die Australien Shepherd Hündin Shelby (Dave gab all seinen Hunde Frauennamen, Shelby wurde nach seiner Vorliebe Ford Mustang Shelby benannt) war immer mit von der Party und ein richtig lebensfroher Hund. Jedoch hat sie die blöde Angewohnheit gehabt immer in die Reifen des fahrenden Traktors zu beißen. Sie ist auch schon unter die Reifen gekommen. Später lernte ich noch Madison, eine 9 Jahre alte Labrador die leider seit ihrer Geburt blind ist kennen. Die arbeit wurde für eine Woche angesetzt, in der wir einen Kiwi Fruit Gold Block mit ca. 3800 Pflanzen bepflanzten. Die goldene Kiwi Frucht ist bei uns nicht ganz so weit verbreitet wie hier. Ich selbst habe das erste mal von ihr in Australien letztes Jahr gehört. Sie hat mit dem Geschmack der Normalen, grünen Kiwi Fruit gar nichts zu tun. Sie ist suess und hat mehr die Form eines großen Hühnereies. Ich mag die goldene mehr als die grüne.
Die Arbeit bestand darin, ein Loch zu graben, das in der Mitte einen Vulkan haben musste, auf dem dann die Pflanze an einem Bambusstock aufgesetzt und angebunden wurde. Anschließend wurde das Loch wieder gefüllt. Es wurden männliche als auch weibliche Pflanzen gepflanzt. Die Früchte jedoch tragen nur die weiblichen Pflanzen, die männlichen werden zur Bestaubung gebraucht. Die Pflanzen waren mittlerweile schon ca. 12 Monaten alt. Bis zur richtigen Ernteertrag soll es noch ca. 3 Jahre gehen. 3 Jahre ohne Profit, nur Ausgaben. Die Pflanze selbst ist nur ein Stamm ohne Zweige, etwa 80 cm groß und hat viele lange ca. 30 cm lange Wurzeln. Da nicht jeder den ganzen Tag dasselbe machen musste, wurden wir in drei Gruppen aufgeteilt, eine für das graben der Löcher, die anderen setzten die Pflanze bei und banden sie fest. Die letzte Gruppe ging hinterher und füllte die Löcher wieder. Es war und ist harte Arbeit. Der ganze Block war noch mal in drei geteilt. Die Pflanzen werden in einer Reihe nach der anderen gepflanzt, ja genau wie Weinreben, nur das der Platz dazwischen deutlich breiter ist sodass man mit einem Tracktor durchfahren kann. Die Pflanzen wachsen später entlang des Bambusstabes hoch bis sie am so genanten „ Leaderwire“ (Leitdraht) ankommen. Von dort aus werden sie in beide Richtungen des Drahtes wachsen. Jetzt wiederum wachsen die Zweige vom Hauptstamm und werden an den parallel laufenden Drähten zum Leitdraht angebunden. An diesen wieder nun wachsen die Früchte. Die beiden Kiwi Frucht Arten wachsen gleich, nur das die goldene früher reif ist als die grüne.
Mir machte die Arbeit richtig Spaß. Am dritten Tag wusste ich bereits dass sie weitere Arbeit für mich haben. Auch für Dave und Jannien (Malta), die auf Weltreise sind und noch etwas Geld für Indien sparen wollten hatten sie noch Arbeit. Wir verstanden uns gleich sehr gut und so waren wir das Arbeitstrio, das mit dem geliehenen Auto von Toni zur Farm zur arbeit fuhr. Das nächste war die Bewässerung für die Pflanzen fertig zu stellen. Mit Akkuschrauber liefen wir entlang der Reihen, bohrten Löcher in die Plastikrohre und verbunden diese mit den Sprinklern die wir wieder herum mit Stahlkrampen an den Pfosten befestigt haben. Jede zweite Reihen und jeder zweite Pfosten davon bekam ein Sprinkler. Dies hielt uns eine ganze weile beschäftigt.
Es gab auch noch eine ganze Menge anderer Arbeiten zu erledigen, Komposterde an die Pflanzen verteilen, Pflanzen düngen, Löcher füllen wobei wir auch oft die Landmaschine benutzten. Hier lernte ich mit einem Anhänger zu fahren, da ich ihn Deutschland dazu nicht die Erlaubnis bzw. passenden Führerschein hatte. So vergingen nun die Wochen schneller als gedacht, auf der Farm geackert wie die wilden und abends die Weltküche kennen gelernt. Besonders Sushi und mein noch immer groesster Favorit Stir Fry mit allem was man nur an Zutaten bekommen kann.
In der Freizeit, wenn das Wetter am Wochenende stimmte und wir nicht zu Faul waren (war aber meistens der Fall) haben wir Ausflüge unternommen wie zum Beispiel zum Te Mata Peak. Ein fast 400 Meter Hoher Berg, der mit unglaublichen schönen und langen Wanderungen einladet. Geboten werden schöne Blicke auf das Tal, Flüsse und auf den Ocean. Ein weiterer schöner Ausflug war am10 Km langen Sandstrand, direkt an der steil abfallenden Küste entlang zu Cape Kidnappers mit dem duft des Ozeans in der Nase. Am Cape findet man die Vögel Gannets vor. Auch meine bisher zweite große Leidenschaft das Fischen kam nicht zu kurz. Den besten Tag hatte ich als ich mit Markus am River Inlet war und vier große Kahawai (Seeforelle) fing. Der groesste hatte wohl gut über drei Kilo und ein Fisch machte uns drei gut satt. Im Oktober war ich dann auch noch auf einer 6 Tages Radtour ueber die steilen Berge nach Taupo, den Lake Taupo entlang mit leider regnerischem „Torangino crossing’’ Erlebnis (Drehort von Herr der Ringe Mt. Dome) und zurück über Taihape mit Cattlefarm Erlebnis.
Nach sieben Wochen jedoch hieß es leider Abschied von Dave und Jannien zu nehmen die jetzt nach Indien aufbrachen. Zum Abschied haben sie mir ein kleines Plüschkrokodil von NICI geschenkt, das mir Glück auf meinen Wegen bringen soll.
Spontan, nach vielleicht zwei ernsthaften Tage des Überlegens, entschied ich mich auf die Farm zu ziehen. Dave stimmte gerne zu. Ich zog in ein kleines Zimmer. Neben dem Smokoshed (Pausenschuppen) mit zwei Betten die ich mir zusammen schob einem Schrank mit vier Schubladen und einem Fernseher, den ich allerdings nicht benutzt hab. Neben an war eine Küchenzeile mit Ofen. Ich war bestens ausgruestet und hatte alles was ich brauchte. Die Wäsche wusch ich bei Dave, der neben an wohnt. Nach einer Woche bekam ich etwas Gesellschaft auf der Farm. Markus und Nane aus Ostdeutschland hausten nun auch hier. In ihrem Van draußen vor dem Schuppen. Meine einkaufe habe ich weiterhin mit dem Rad gemacht auch wenn das hieß 25 Km in die Pedale zu treten.
Ich fuhr in der Woche gut bis zu 100 Km. Manchmal auch mehr.
Wir arbeiteten weiter zu gut 80 % in den Kiwis. Die Pflanzen die letztes Jahr gepflanzt wurden brauchten jetzt die meiste Aufmerksamkeit. Bevor die Pflanzen jedoch an den Leitdraht gebunden werden, werden sie an einer Schnur nach oben wachsen. Diese Schnur wurde an einen anderen Draht gebunden der ca. 3-4 Meter über dem Leitdraht in der Mitte der Reihe gespannt wurde. Mal benutzten wir Holzpfosten um die Hohe zu erreichen, anderseits wurde der Draht am Netzt das über den Pflanzen zum Schutz des Wetters (gegen Unwetter, und vor allem um die Luftfeuchtigkeit hoch zu halten was wir deutlich bei der Arbeit spürten) mit Hacken verbunden. Die Schnur konnte nun gestraft werden als sie am Leitdraht mit spezial Knoten angebunden wurde.
Langsam aber sicher wurde es dann aber auch Frühling und die thin Arbeiten gingen los. Dies bedeutet das man Blühten oder später auch Früchte der unterschiedlichen Obst Arten abzupft um ein besseres und produktiveres Resultat zu erhalten. So fingen wir mit thining in den Kiwi Früchten (gold und grün) wahrend der Blühte an. Insgesamt gibt es vier Durchläufe bei der Kiwi Fruit. Ich habe drei davon mit gemacht. Anschließend gingen wir in die Pfirsiche, von denen Dave zwischen 600 bis 700 Bäume hat. Hier zupften wir die Früchte, die noch sehr klein waren. Es war November und am 20 Januar soll die Ernte sein meint Dave. In den letzten Wochen bis Weihnachten ging es dann mit den Äpfelbäumen los. Neuseeland hat auch ihre eigenen Apfelsorten die alle mit Pasific anfangen, wie z.B. Pasific Rose, Pasific Queen oder auch Pasific Beauty. Es sind aber auch Sorten wie Fuji oder Royal Gala vorhanden. Im November jedoch zog ein Unwetter über die Hawkes Bay das auch Hagel mit sich brach und leider die Äpfel beschädigten. Auch erwischt hat es die Pfirsiche, Nektarinen und Pflaumen wobei hier der Schaden nicht zu mangelndem Ernteertrag führen wird. Da die Kiwi Fruit nach unten wächst und von den großen Blättern geschützt sind, ist ihnen nichts passiert.
Da es nun endlich nach fast fünf Monaten Zeit wurde wieder in die Pedale zu treten, entschloss ich mich nach den Weihnachtsfeiertagen aufzubrechen in Richtung Süden. Die Weihnachtstage verbrachten wir mit Essen, Essen und noch mal Essen. Ich habe deutlich ein paar Kilo zugenommen wobei ich zuversichtlich bin diese bald verloren zu haben.
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