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pilgern nach Lissabon...


Am Morgen bevor ich aufbrach, schrieb ich noch eine Mail an ein Hostel in Lissabon. Habe ich mir doch die vergangen Tage überlegt wie ich es nun mit dem senden des Fahrrades machen soll. Kurzum entschied ich mich in einem Hostel vorerst drei Tage zu buchen und das Rad dort hinzuschicken. Als ich zuvor auf dem Postamt war um die Hauptpost in Lissabon ausfindig zu machen, bekam ich ein Buch mit mehreren Adressen gezeigt, was mich ein bisschen verwirrte. So kam die Entscheidung mir ein Limit von 16 Tagen zu setzen in denen ich in Lissabon sein musste. Nach erfolgreicher Buchung des Hostels verließ ich Porto über die Eisenbrücke. Vom anderen Ende blickte ich zurück auf die Dächer Portos und den Fluss Duro. Ich schaute etwas verwirrt auf das weise Din 4 Blatt das ich von der Touristeninfo neben dem Rathaus bekam. Für den bisherigen Weg nach Porto benutzte ich immer einen Guide (Buch) jedoch nicht für den letzten Teil nach Lissabon. Ursprünglich dachte ich mir meinen Weg selbst entlang der Küste zu suchen was jedoch durch das Zeitlimit nun nicht mehr möglich war. Außerdem brannte ich nun darauf Lissabon zu erreichen. Das Din 4 Blatt zeigte mir die Etappen bis nach Coimbra, was etwas weniger als auf der halben Strecke lag. Die letzten Etappen des Weges fand ich dann im Internet, jedoch nur die Kilometerangaben, keine Karte. Es sollte jedoch alles ganz anders kommen wie sich herausstellte. Ich war gerade einige Kilometer unterwegs als ich links in eine schmale Straße abbog in der keine Metro und keine Busse fuhren. Geradeaus wäre ich auf die Autobahn gelangt. Ich lief bereits einige Meter als ich plötzlich vor mir einen ausgebleichten blauen Pfeil auf einem Betonstrommast sah. Ich war hin und weg, gedanklich war ich bei der Frau vom Touristenbüro die meinte es gäbe keine Ausschilderung des Weges. Auch dachte ich zurück an den Deutschen der meinte der Weg von Lissabon nach Porto sei wohl gut ausgeschildert. Ich freute mich auf jeden Fall als ich kurz darauf den nächsten sah und noch einen. Ich war bereits einige Kilometer unterwegs als ich abermals den blauen Pfeil aus der Ferne sah. Als ich genauer hinsah erkannte ich sogar zwei. Einer zeigte geradeaus, auf ihm stand in schwarzer Schrift „Nationale N1 Fatima“. Auf dem zweiten der nach rechts zeigte stand „Caminho de Santiago Fatima“. Ich wählte den rechten und war nun offiziell wieder auf dem „Caminho“. Am Nachmittag, ich lief gerade zu einer Ortschaft ein sah ich schon in der Ferne einen Pilger auf mich zukommen. Er kam aus Lissabon. Er war der erste Pilger den ich sah. Er konnte mir gleich viele Infos zum Weg geben unter anderem auch von den vielen Teerstraßen die mich erwarten werden. Aufgefallen ist mir gleich sein GPS das an einem Karabiner an seinem Rucksack hing. Er war damit schon der zweite und ich dachte,- verrückt ich bin nicht einmal mit einer Karte unterwegs-. Er erzählte mir von einem jungen polnischen Paar, einige Kilometer vor mir sollen die beiden laufen und von ihrem Heimatort in Polen vor 8 Monaten gestartet sein. Ich sah die beiden jedoch nicht. Auch in den weitern Tagen keine Spur von den beiden, nur Erzählungen von anderen die die beiden auch getroffen hatte. So war ich doch überrascht, sah ich an meinem ersten Tag gleich drei Pilger, zwei weitere am selben Tag gegen späten Nachmittag. Und ich dachte ich werde alleine die Teerstraßen pilgern. Am ersten Abend schlug ich unweit einer Wohnsiedlung in einem Waldstück mein Zelt auf. Ich hatte etwas mehr als zwanzig Kilometer zurückgelegt. Morgens wurde ich schon früh wach. Um kurz nach 8 Uhr war ich bereits unterwegs als ich nach einigen Kilometern auf einen Mann stoß der ein Blumenbeet säuberte. Ich verstand nur wenig von dem was er sagte, jedoch genug um zu erahnen, dass ich weiter entlang der Straße laufen sollte, es wäre einfacher. Ich wusste wenn ich zurückgehen würde und der Straße folgte lief ich auf der Nationale N1. Genau das wollte ich vermeiden jedoch warum auch immer lief ich zurück zur Landstraße und folgte ihr. Portugiesische Autofahrer halten nicht viel von Abstand halten. Der Lärm der vorbeirasenden Autos war unglaublich und so hörte ich nach wenigen Minuten bereits Musik. In den folgenden Tagen passierte es das eine oder andere Mal dass ich mich verlaufen hatte. Ich fand also keinen blauen Pfeil mehr und fragte nach dem Weg. Mit nur ein bis zwei Ausnahmen wiesen mich die Menschen immer wieder zur Nationale N1 zurück. Einige Tage später, ich fragte gerade eine Frau die aus dem Fenster schaute rief mir etwas zu was ich jedoch nicht verstand. Zwecks Verständigungsschwierigkeiten kam sie doch tatsächlich mit. Gemeinsam liefen wir gut über einen Kilometer, als wir auf einmal ich wusste gar nicht wie mir geschieht plötzlich am Straßenrand der Nationale N1 standen. Mit dem Finger zeigte sie geradeaus „Caminho Fatima“ Nach gut zwei Kilometer fand ich auf einmal bei einer Ausfahrt einen blauen Pfeil. Der Richtige Caminho überquerte hier die Straße. Abwechselnd führte mich der Weg zum Teil entlang alten Römerstraßen. Entweder waren sie gepflastert, was die Portugiesen im Norden wohl mögen oder sie waren geteert. In Albergaria-a-Velha kam ich mit der Verkäuferin einer Bäckerei ins Gespräch. Sie erzählte von ihrem Studium zur Sozialarbeiterin in Porto. Jetzt bekommt sie keinen Job und arbeitet in der Bäckerei ihrer Eltern. Am Wochenende arbeitet sie in einem Supermarkt im entfernten Aguede für 230 Euro im Monat. In ihrer Freizeit ist sie bei der Freiwilligen Feuerwehr tätig. Sie erzählte mir von den Einsätzen und den Übungen jeden Freitagnachmittag. Ich erzählte ihr von meiner weiter Reise nach Westafrika. Voller Aufregung erzählte sie ihrer Mutter davon. Im nun begann eine heiße Diskussion in dem kleinen Kaffee. Ich holte mir noch meinen ersten Stempel auf dem Weg bei den Bombeiros um die Ecke, bevor ich weiter lief. Am Abend, ich passierte gerade ein nicht mehr zu enden wollendes Industrieviertel. Dann erreichte ich den kleinen Ort Barro. Am Ortsausgang fand ich den kleinen Zeltplatz der am Ortsanfang ausgeschrieben war. Am Abend kochte ich mir eine gute Mahlzeit bevor ich Berichte schrieb und das kostenlose Internet nutzte. Am nächsten Morgen stellte ich doch tatsächlich fest das ich nichts für das campieren zahlen musste. Vielleicht lag es an dem kalten Wasser der Dusche am Vorabend. Nun alle Wäsche war frisch gewaschen, die Akkus wieder geladen und ich verlies den Platz um ca. Zehn Uhr. Ich schloss gerade das Tor hinter mir, lief vorbei an zwei Jungen die auf einer Bank saßen als mir eine Pilgerin auffiel die gegenüber dem Café auf der anderen Straßenseite saß. Sie kam aus Polen und war auf dem Weg nach Fatima. Ich war erstaunt, die erste Person die in dieselbe Richtung pilgerte wie ich. Die letzten waren Jasmin und Frederick gewesen und das lag schon einige Wochen zurück. Ich genoss die Gesellschaft. Wir liefen zusammen 18 Kilometer. Fast ohne Pause dafür mit tollen Gespräche. Am Nachmittag erreichten wir Melhada. Die Pilgerin entschied sich hier zu bleiben. Mir war jedoch die Distanz von 18 Kilometer zu kurz und so entschloss ich mich weiter zu Pilgern. Den Stempel im Pass lies ich mir jedoch nicht entgehen. Anschließend aßen wir noch gemeinsam in einem Park in der Stadt zu Mittag. Am Abend hatte ich noch eine tolle Begegnung mit zwei Portugiesen die mich spontan auf eine kostenlose Weinprobe in einem Weinkeller einluden. Bald darauf fand ich meinen Zeltplatz hinter einem Industriegebiet neben einem Acker. Es regnete leicht als ich das Zelt am Morgen zusammenpackte. Ich war noch nicht lange gelaufen als ich stoppte und mir die Regenjacke überzog. Über den Rucksack spannte ich das Cover. Nur ein kurzer Schauer der schon bald vorüber war. Gerade stoppte ich um die Jacke wieder im Rucksack zu verstauen als ich angesprochen wurde. Ich sah den Mann in den Rennschuhen, kurzer Hose und dem roten T-Shirt schon zuvor am anderen Straßenrand neben dem Auto stehen. Er wies mir den Weg, obwohl ich gar nicht danach gefragt habe. Er versuchte mir den Weg zu beschreiben was nicht ganz so einfach war. Er fragte mich nach einer Karte, die ich aber nicht besaß. Kurz darauf verschwand er in dem Haus vordem das Auto parkte „one Moment please“, rief er als er schon dabei war über die Straße zu rennen. Er kam bald darauf zurück. In der Hand hielt er eine Karte die er auf der Bank ausbreitete. Ich erzählte von meinem weiteren Weg, den nächsten Ortschaften die ich passieren würde. Erst zeigte er mir den Weg auf der Karte bis Coimbra, der nächsten Stadt. Die Karte zeigte jedoch nur die größeren Städte entlang der Straßen. Er fing nun an links neben dem Festland dort wo sich der Atlantik befindet Zeichnungen und Skizzen zu fertigen. Er bemühte sich wirklich und war in seinem Element. Nach gut zwanzig Minuten war er fertig und ich wusste jetzt nicht nur wo Fatima lag (der Ort war nicht auf der Karte zu sehen) sondern auch wo die größte Welle 2011 gesichtet wurde. Hinzu kamen noch all die größeren Orte die sich lohnen würden zu sehen. Nun hatte ich also eine Karte und wusste auch etwas mehr Bescheid. Ich winkte im nach als er später in dem Auto mit seiner Frau an mir vorbeifuhr. Ich pilgerte jetzt also erst mal nach Fatima. In den Folgetagen entschied ich mich dann nicht auf dem „Caminho de Santiago“ nach Lissabon zu pilgern sondern den Weg zu verlassen um meinen eigenen entlang der Küste zu finden. Bis nach Fatima lief ich nur noch auf Teerstraßen. Bis zu 34 Kilometer am Tag. Nur noch einmal schlief ich auf einer Feuerwehrwache in dem Schulungsraum. Ich war froh eine Dusche zu haben. Geschlafen habe ich auf meiner Thermarest. Die gewaschene Wäsche hing über den Stuhllehnen zum Trocknen. Besonders waren hier abseits auf den Landstraßen die Begegnungen mit den Einheimischen. So wurde mir immer gerne meine Wasserflasche von den 5 Liter Trinkwasserkanistern gefüllt. Ich sollte immer die Thermoskanne lehrtrinken damit ich mit voller wieder weiterlaufen konnte. Manche Menschen luden mich auch ein bei ihnen auf dem Grundstück zu rasten. Am folgenden Abend war es dann so weit. Ich kam in Fatima an. Als erstes lief ich zur Basilika. Ich erinnerte mich an eine Bild das den Vorplatz zeigte und dahinter wirkte die Basilika schon etwas kleiner. Der religiöse Ort selbst ist noch nicht so alt. Anfang der 1900 Jahre ereignete sich eine Geschichte. Drei Hirtenjungen berichteten von der Erscheinung der Jungfrau Maria und drei Geheimnisse die ihnen übermittelt wurden. Etliche gläubige liefen auf dem riesigen Vorplatz umher. Er erinnerte mich etwas bzw. verband ich diesen Ort mit dem Vorplatz des Vatikans. Auch hier finden sich zu besonderen Anlässen mehrere zehntausend Menschen auf dem Vorplatz ein. Es fand gerade eine Messe statt als ich die Basilika betrat. Ich mochte das helle Innere des Gebäudes, der helle Marmor, die Balkone und die halbrunde Decke komplett aus Stein. Am Abend schlug ich hinter der Basilika etwas getarnt durch eine Hecke mein Zelt auf. Ich lief am Abend nochmal zurück um mir das Gelände bei Nacht anzuschauen. Um kurz vor neune Uhr klingelten die Kirchenglocken mit der einzigartigen Melodie Portugals. Nun hatte ich ihn wohl endgültig verlassen, den Caminho de Santiago. Etwas aufgeregt war ich ja schon -ob ich die Distanz bis nach Lissabon wirklich bis zum 5 April schaffen kann- dachte ich mir. Das einzige was ich zur Orientierung hatte war die Karte an der ich die Entfernungen grob abschätzen konnte. Jedoch nicht genau. Das war aber wohl genau das was mich dazu bewegte loszulaufen. Ein Bus oder Zug zu nehmen kam jedoch nicht in Frage, ich dachte mir schon wenn alle Stricke reißen habe ich wohl eine Nachtetappe vor mir. Ich verließ Fatima am nächsten Morgen auf einer viel befahrenen Straße in Richtung Batahla in Richtung Küste. In Bathala selbst war ich überrascht als ich auf einmal eine riesige Kathedrale vor mir sah im Gotischen Stil. Das erste Mal seit Porto sah ich wieder ein Zeichen das mit dem Jakobusweg in Verbindung gebracht wird. Am Hauptportal der Kirche waren die zwölf Apostel in den Stein gemeißelt. Auch der Jakobus mit Stock und Jakobusmuschel war zu sehen. Unglaublich wie genau und sauber doch die ganzen Arbeiten waren. Das nächste Ziel war Nazaré. In dem Ort wurde letztes Jahr die größte Welle gesehen und gesurft. Sie war wohl 24 Meter hoch. Wenn man den Portugiesen Glauben schenkt sogar 30 Meter. Ich brauchte eineinhalb Tage bis ich dort ankam. Die Nacht zuvor lief ich bis zu einem Supermarkt, den ich um kurz vor neun Uhr erreichte. Genau rechtzeitig um noch Wasser und eine Päckchen Nudeln zu kaufen. Drei Tage war es her seit der letzten warmen Mahlzeit. Ich war froh und genoss dazu noch Wein. Erst kaufte ich noch kurz ein und lief dann zu den nördlichen Stränden von Nazaré. Ich schaute den Surfern eine ganze Weile lang zu. Ich schätzte manch eine Welle schon auf 8 Meter. Es waren wohl die größten die ich sah. Surfer surften die Pipeline. Am Nachmittag schaute ich mir die Altstadt hoch oben auf den Klippen an. Bevor ich die Stadt verließ legte ich noch einen Stopp ein um mir einen Stempel bei dem Hauptmann der Feuerwehr abzuholen. Ich lief im die Treppen hinter bis in den obersten Stock wo er mir etwas verwundert aber stolz den roten Stempel in meinen Pass drückte. Auch die Unterschrift durfte nicht fehlen. Ich bedankte mich und lief weiter. Auf Teerstraßen verließ ich den Ort. In der Ferne sah ich dichte tiefschwarze rauchschwarten aufsteigen. Ein Buschfeuer. Man sah etwas näher am Geschehen auch die Flamen. Bald rasten etliche Feuerwehrautos mit ohrenbetäubendem Lärm an mir vorbei. Ich gewöhnte mich immer mehr an den harten Asphalt. So lief ich jeden Tag ohne Ruhepause bis zu 35 Kilometer lange Etappen. Nach ein zwei Tagen musste ich selbst über mich schmunzeln wenn ich an die kurze Etappe auf der Nationalstraße zurück dachte. Pilgerte ich nun schon seit einer Ewigkeit. Ich hatte jetzt ausreichend Zeit um nachzudenken, die wildesten Sachen gingen mir durch den Kopf. Wenn ich dann doch genug hatte hörte ich Musik. Schon verrückt aber ich mochte es besonders Jack Johnson zu hören (bin ich wohl zu viel in Nazaré beeinflusst worden?). Kein einziger Pilger war jetzt mehr zu sehen, das einzige waren die merkwürdigen Gesichter der Vorbeirasenden Autos die mich anstarrten. Ab und zu hupte auch mal einer, winkte oder drückte mir den Daumen aus dem Fenster. Die beste Motivation die zu bekommen war. Radfahrer grüßten bis auf ein paar Ausnahmen auch alle sehr freundlich, drehten sich sogar um und riefen mir nach. Ich lief wieder etwas landeinwärts, erreichte am Abend jedoch wieder die Küste bei S. Martinho Porto mit einer wunderschönen halbkreisförmigen Bucht, die an den beiden Enden fast wieder zusammen trafen. Im Vergleich zum ganzen Ausmaß der Bucht war nur ein kleiner Bruchteil geöffnet. Ich wollte unbedingt dort vorne auf den rechten Zipfel zelten. Auf einer kleinen Plattform, die spitz zu lief und zu allen Seiten steil abfiel fand ich meinen Platz. Es war wohl der bisher schönste Sonnenuntergang mit der besten Aussicht und der schönsten Landschaft die ich je sah. Ich schlief ohne Zelt, legte mich ganz vorne auf meine Matte und schlief irgendwann ein unter einem klaren Sternenhimmel ein. Am nächsten Tag wanderte ich bis Obidos wo ich ebenfalls unter dem Sternenhimmel einschlief. Ich war jetzt schon mehrere Tage auf den Straßen unterwegs und merkte langsam wie meine Beine schwerer wurden und ich etwas Schwierigkeiten gegen Nachmittag bekam. Ich war müde und brauchte eine Pause. In Peniche fand ich einen einfachen Aber schönen öffentlichen Campinglatz der nur 2,25 Euro kostete. Ich bezahlte jetzt das erste Mal für einen Nachtplatz seitdem ich Porto verließ. Am Abend und in der Nacht regnete es immer mal wieder kurz. Am nächsten Morgen entschloss ich mich kurzer Hand zu bleiben, ich lag gut in der Zeit und gönnte mir diesen freien Tag. Auch konnte die Wäsche trocknen die über Nacht nochmals nass wurde. Ich lief zum Strand, der etwas entfernt vom Campingplatzt lag. Eine wunderschöne kleine Bar direkt am Strand. Dort verbrachte ich den Vormittag mit schreiben von Berichten, Kaffee zu trinken und den Ausblick zu genießen. Ein breiter Sandstrand mit nur wenigen Menschen und ein paar Surfer die im Wasser versuchten die eher kleinen Wellen zu reiten. Es war meine erste zweispurige Straße mit Schallschutz auf der ich Peniche verließ. Asphalt- Hicking pur. Nun war die Frage wirklich gerechtfertigt warum eigentlich, warum nicht auf dem Campingplatz in Peniche bleiben. Genau genommen kam ich nach hin und herdrehen immer auf dieselbe Antwort. Wo bleibt denn da das Abenteuer und ich wollte meinen Weg gehen auch wenn es Asphalt war. Ich wurde für das Durchhalten belohnt. Es folgten zwei wunderschöne Tage an denen ich am Strand und Klippen entlang lief. Vorbei an verschlafenen Fischerdörfer und nahezu ausgestorbenen Dörfern. Ich passierte auch Santa Babara und Santa Cruz. Mein Zelt schlug ich auf den Klippen auf. Ich wanderte vor lauter Neid entlang den schönen Trails und wünschte mir mein Mountainbike. Ich verließ nun den Atlantik vorerst, in Richtung Mafra. Dort befindet sich das größte und älteste Gebäude Portugals im Barock Stil. Gedanklich war ich nun dabei die Pilgerreise der letzten Wochen Revue passieren zu lassen. Am folgenden Abend werde ich in Lissabon eintreffen. Schon komisch aber ich war auch froh dass bisher alles so gut funktionierte und war dankbar für die vielen und Aufregenden unterschiedlichen Erlebnisse. Ich stellte ein letztes Mal das Zelt kurz nach Sintra unweit einer Autobahn zwischen jungem Eukalyptus auf. Es gab sogar warmes Abendessen was in der letzten Zeit etwas aus der Mode gekommen war (meine Kartusche war fast leer und ich konnte nirgends wo eine passende bekommen). Langsam aber sicher häuften sich die Industriegebiete. Mehrere mal überquerte ich vierspurige Autobahnen und wusste nicht genau wo ich war. Die Karte die ich besaß brachte mir jetzt auch nicht mehr weiter. Viel zu ungenau. Ich Orientierte mich grob an Landschaft . Am Abend zuvor sah ich schon kurz nach Sintra den Ozean und konnte die breite Bucht bzw. den Fluss von Lissabon ausmachen. Auch eine Hilfe waren die Flieger die hinter einem Berg weit in der Ferne landeten. Der Flughafen Lissabons den ich auf meiner Karte ausmachen konnte. Es sind kleine Sachen die ausreichen um sich zu Recht zu finden. Ich musste schmunzeln als ich an die Pilger auf dem Jakobus Weg dachte die mit GPS Geräten unterwegs sind. Gerade war ich wieder unterwegs nachdem ich zu Mittag gegessen hatte als ich wieder eine Autobahn überquerte. Ich las auf einem Schild „Paco de Arcos“. Irgendwie kam mir dieser Ort bekannt vor. Ich fand ihn kurz darauf auf der Karte. Nun hatte ich wieder einen Anhaltspunkt. Vorbei an Microsoft, etlichen anderen Firmen lief ich jetzt auf der eigentlichen falschen Straßenseite. Die Autos kamen mir nichtmehr entgegen sondern von hinten. Ich hatte die Blicke der Autofahrer satt und wollte niemand mehr sehen. Von Paco de Arcos waren es nur noch etwas mehr als zehn Kilometer. Mein Weg führte mich immer entlang am Atlantik. Mal direkt an Uferwegen von wo aus ich weit in der Ferne die große rote Brücke ausmachen konnte. „Ponte 25 de Abril“. Gebaut vom selben Architekten wie die bekannte Golden Gate Bridge in San Fransico in den 60 Jahren des 19. Jh. Vorbei am Stadtteil Belem indem ich auf die ersten Touristenmassen traf,lief ich bald unter der Riesenbrücke durch. Anhand einer Touristenkarte die überall in der Stadt zu sehen waren fand ich das Hostel in der Rua de Santa Marta. Ich musste die ganze Innenstadt passieren, lief vorbei am Rossio Square auf dem sich unzählige Menschen befanden. Nachdem ich die Allee der Avenida da Liberdade passierte, erreichte ich kurz darauf das Feel Good Hostel. Ich war doch froh dass ich gebucht hatte, war doch schon am nächsten Tag Ostern und die Leute ohne Reservierung wurden nicht mehr aufgenommen.Florentina berichtete mir dass das Fahrrad noch nicht hier sei. Ich machte mir nichts daraus, -es wird schon in den nächsten Tagen eintreffen- dachte ich mir. Am nächsten Tag beendete ich offiziell meine Pilgerreise als ich mit Lara und Martha zusammen, zwei Spanierinnen (keine Pilgerinnen) meinen letzten Stempel in dem Pass bekam. Nach über zwei Monaten zu Fuß unterwegs in denen ich etwas mehr als 1700 Kilometer zurückgelegt hatte, war ich erleichtert und froh mein Ziel erreicht zu haben. Das erste Kapitel „Caminho de Santiago“ schließt sich somit für mich, aber bestimmt nicht für immer…




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